Climate Week NYC ist gestern gestartet. Warum ist das von Interesse? Weil New York in dieser Woche zum Ort wird, an dem die Spannung zwischen großen Ambitionen und harter Realität sichtbar wird. Politikerinnen, Unternehmenschefs und NGOs präsentieren Net-Zero-Ziele, Transition-Strategien und neue Verpflichtungen.
Doch eines ist klar: Reden kühlen keine Straßen, Absichtserklärungen stoppen keine Fluten. Der eigentliche Test für Klimaschutz findet nicht in den Konferenzsälen Manhattans statt, sondern dort, wo Menschen leben – in den Quartieren, Parks und Infrastrukturen unserer Städte.
Für uns, die wir planen, gestalten und bauen, ist das keine abstrakte Debatte. Unsere Arbeit entscheidet darüber, ob Klimaanpassung gelingt oder scheitert. Jeder Entwurf, jede Planung, jedes Projekt, das umgesetzt wird, ist ein Teil dieses Tests.
Von Zielen zu konkreten Räumen
Die Climate Week ist gefüllt mit ambitionierten Aussagen. Net Zero bis 2050. Halbierung der Emissionen bis 2030. Klimaneutrale Gebäude. Elektrifizierung der Mobilität. Ausbau der Erneuerbaren.
Diese Ziele sind wichtig. Aber sie reichen nicht.
Denn der Klimawandel verhandelt nicht. Er kommt in Form von Hitzewellen, Stürmen, steigenden Meeresspiegeln und dem langsamen Verschleiß unserer Infrastruktur. Unsere Aufgabe ist es, diese Ziele in die physische Welt zu übersetzen:
- Form: Gebäude, die weniger Energie verbrauchen, mit Hitze und Überflutungen umgehen und zukunftsfähig bleiben.
- Raum: Öffentliche Orte, die Schatten spenden, Wasser aufnehmen und soziale Resilienz schaffen.
- Infrastruktur: Unsichtbare Systeme – von Entwässerung bis Daten – die Städte lebenswert halten.
Beweise im Stadtraum
Das klingt abstrakt? Die Beispiele sind längst sichtbar:
- Toronto: Der neu eröffnete Biidaasige Park – 20 Hektar Grünraum, integriert in ein 1,4 Milliarden Dollar schweres Hochwasserschutzsystem. Park und Infrastruktur in einem.
- Vereinigte Arabische Emirate: Erweiterung der Mangrovenwälder um über 2.000 Hektar, unterstützt durch KI, die Kohlenstoffspeicherung und Küstenschutz misst. Traditionelle Natur wird zur modernen Klimainfrastruktur.
- Kopenhagen: Investiert weiterhin in „Cloudburst Boulevards“ – Straßen, die Starkregen gezielt aufnehmen und sicher ableiten. Resilienz wird in Asphalt und Raum eingeschrieben.
Das sind keine Visionen. Das sind reale, gebaute Beweise dafür, dass Gestaltung und Planung im Zentrum des Klimaschutzes stehen.
Warum diese Woche zählt
Warum ist die Climate Week NYC trotzdem für uns so wichtig? Weil sie mehr ist als eine Konferenz. Sie ist der Ort, an dem Narrative entstehen, an dem Dynamik aufgebaut wird, an dem Erwartungen an Städte und Unternehmen geprägt werden.
Für unsere Arbeit liegt der Wert aber woanders. Er liegt darin, was wir zurücktragen: Welche Ideen fließen in unsere Pläne, unsere Entwürfe, unsere Projekte ein? Welche Impulse lassen sich konkret übersetzen?
Jedes Projekt, an dem wir arbeiten – ob Wohnquartier, Uferzone, Kulturort oder Mobilitätsknoten – ist Teil der Klima-Infrastruktur. Ob wir es so nennen oder nicht, spielt keine Rolle. Die Verantwortung bleibt.
Denn Resilienz wird nicht in Panels verhandelt. Sie wird in unserer Arbeit gebaut.
Schlussgedanke
Ich werde die Reden verfolgen, ja. Aber mein eigentlicher Blick richtet sich auf die Übersetzung: Wie werden Ideen zu Form? Wie werden Versprechen zu konkreten Projekten? Wie werden Visionen zu resilienten Städten?
Weil es nicht um Panels oder Pledges geht. Es geht um Straßen, Parks und Gebäude. Um das, was wir entwerfen, bauen, gestalten. Je schneller wir das als Klima-Infrastruktur verstehen, desto näher entwickeln wir echte Resilienz.